Internationaler Spechtworkshop in Irland


Rathdrum, Co. Wicklow Mai 2011

Irland, die grüne Insel, galt stets als das spechtlose Land. Seit einigen Jahren jedoch gab es nicht nur Wintergäste, sondern sogar brütende Paare. Der erste Nachweis in der Republik war übrigens ein Jungspecht, der im Juli 2008 an einer Futterstelle in der Nähe Dublins gesichtet wurde.

Natürlich, die brütenden Buntspechte sind eine Sensation und die irischen Ornithologen wollen alles tun, um die Pionierpopulation zu sichern. Und da ein Erfahrungsaustausch mit Kollegen, die seit eh und je mit Spechten arbeiten, nützlich sein kann, suchte Faith Wilson, die irische Koordinatorin, im Internet. Sie fand Rolf Hennes’ homepage und schrieb ihm.

Rolf schrieb zurück, es gäbe einen deutschen Spechtforscher, der seit einigen Jahren in Irland lebe.

So wurde der Kontakt hergestellt und die Iren machten den Vorschlag, doch einmal ein Spechttreffen in Irland zu veranstalten. Das geschah denn auch. Vom 25. bis 27. Mai trafen sich irische und deutsche Spechtbeobachter in den Wicklow-Mountains zu einem internationalen Workshop. Die Teilnehmer kamen aus Nordirland, also Großbritannien, aus der Republik Irland, aus Österreich und Deutschland: 14 Teilnehmer von der Insel, zehn vom Kontinent

Tagen konnten wir im Gebäude des National Parks and Wildlife Service Office, Kilafin, Laragh, Co. Wicklow. Faith sorgte schon morgens für einen Begrüßungstee mit Scones und später für ein reichliches, leckeres Lunch.

 

Ein Tag war Referaten über die Buntspechtvorkommen in Irland gewidmet. Die Vorkommen in Nordirland sind nur lückenhaft dokumentiert. Chris Murphy gab für Co. Down 4 gesicherte Brutpaare an. Drei oder vier dürften es in Co. Fermanagh sein. Gewiß gibt’s noch ein paar mehr. Aber manche befinden sich im Bereich von Estates, deren Eigentümer es nicht gern sehen, wenn dort Ornithologen herumstapfen.

Gut dokumentiert ist hingegen die Republik. Dort wurden bis zur Tagung 14 Brutpaare registriert.8 Bis zum Ende der Saison 2011 waren es dann 19 !! Brutpaare) Beachtenswert: die Bruten sind alle etwas später als etwa im Stuttgarter Raum.

Gordon D’Arcy berichtete über historische Buntspechtbelege und von den früheren Überlegungen, Buntspechte in Irland anzusiedeln.

Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass die irischen Neusiedler von der Britischen Insel kommen. Dort nämlich haben sich die Bestände in den letzten 20 Jahren vervierfacht. Leider haben die Iren noch keine Jungspechte beringt. Die Naturschutzauflagen sind sehr hoch. Dabei wäre es äußerst spannend, die Ausbreitungsgeschichte zu verfolgen, zu sehen, in welchen Habitaten, in welcher Dichte die Buntspechte siedeln und welche Wege sie nehmen und wie ihre steps aussehen.

Von deutsch-österreichischer Seite wurde über Habitatansprüche, Siedlungsdichten und Beringungsergebnisse referiert..

Während der Exkursionen sahen wir, welch ergiebige eichenreiche Habitate es in den Wicklow-Mountains gibt. Wir hörten auch, dass eines der schönsten Gebiete, der Eichenwald von Timnafinogue durch die Initative der Anwohner vor dem Abholzen gerettet wurde.

Während in ganz Irland nur 3 % der Landesfläche von Wald bedeckt sind, sind es in Co. Wicklow 20%. Kein Wunder also, dass die Buntspechte zunächst hier Fuß fassen.

Nach dem offiziellen Ende des Spechtteils bereisten die kontinentalen Besucher die Küste bei Wexford und Great Saltee Island. So reizvoll irische Buntspechtbiotope sein mögen, wer Irland besucht – als Ornithologe jedenfalls -, der will auch das Meer und die Küstenvögel sehen. Trotz der Stürme vor der Tagung, trotz Kälte und Regen im Mai, auf den Saltees wurde uns das schönste Sommerwetter beschert. Die beiden Inseln liegen etwa 5 Meilen vor der Küste im Südosten Irlands. Das Fischerboot kann aber nicht direkt an der besuchbaren Insel anlegen. Ausgeschifft wird mit einem Schlauchboot. Sicher sind die Saltees eine der schönsten irischen Vogelinseln mit Papageitauchern, Grylteisten, Lummen, Baßtölpeln, Dreizehenmöven, Alpenkrähen und vielerlei mehr. Vor allem kann man dank der zerklüfteten Küste die Vögel aus wenigen Metern Entfernung beobachten.

Der letzte Tag galt der Kultur mit einem Besuch der weltberühmten 5000 Jahre alten Newgrange Kultstätten.

Wir danken allen, die uns die Tagung lehrreich und angenehm gestaltet haben:

Dem National Parks and Wildlife Service für die Möglichkeit, in deren Räumen zu tagen, dem Heritage Office of Wicklow County Council für finanzielle Unterstützung, Faith Wilson und Carola Preuß für die Organisation und die Betreuung während der Tagung.

 

Das Vortragprogramm

Woodpeckers in Ireland – Background and Current Knowledge

 

Gordon D'Arcy(author of ‘Ireland’s Lost Birds’) will present the historic evidence for Great Spotted Woodpecker in Ireland.

 

Dick Coombes(Wicklow Woodpecker Study Group) will present the ongoing study of, and his observations on, the recently established population of Great Spotted Woodpecker in County Wicklow.

 

Chris Murphywill present his observations on the recently established population of Great Spotted Woodpecker in Northern Ireland.

 

Faith Wilson(Wicklow Woodpecker Study Group) will present the results of the recently conducted study on the genetic origins of Great Spotted Woodpeckers colonizing the island of Ireland.


 

Great Spotted Woodpecker on the Continent – Observations and Studies

 

David Eggeling, Eberhard Mayer: will present on the Great Spotted Woodpecker in Stuttgart (Germany): Habitat demands and population changes in a suburban forest study area.

 

Klaus Rugewill present the results of a ringing study on a South German Great Spotted Woodpecker population

 

Klaus Michalekwill present his knowledge on the habitat requirements of Austrian Woodpeckers

 


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Copyright Fotos: Susanne Kambor (7) und Carola Preuß (5)

 


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