Zehn Jahre mehr haben wir alle auf dem Buckel – trotzdem lodert noch das gleiche Feuer in und aus uns...
Vor zehn Jahren bereits waren wir schon einmal in Kelkheim zu Gast, damals international. Brian, der irische Freund war dabei und fand es erstaunlich, dass (Ehe)Paare das gleiche Hobby haben können: Spechte erforschen. Ob das denn häufiger vorkäme...
Zehn Jahr später waren wir also wieder bei den Hessen, ohne Brian, aber in der gleichen familiären Atmosphäre – fast die gesamte Zeit über...
Eigentlich sollte es ja in diesem Jahr noch internationaler werden. Wir wollten nämlich in der Türkei tagen. Aber dann gab es im nahen Osten Schwierigkeiten mit den verabredeten Terminen. Doch ein Jahr ohne Spechttreffen, das wollten die Hessen nicht hinnehmen. Darum hat uns Oli Conz, der Vorsitzende der Hessichen Gesellschaft für Ornithologie (HGON), spontan nach Kelkheim im Taunus eingeladen. Ist doch das Spechtland Hessen immer wieder eine Tagung wert. Wenig andere Bundesländer haben einen so hohen Waldanteil bezogen auf die Landesfläche. Besonders wertvoll ist der große Anteil von Laubwäldern.
Hessen ist auch das Bundesland in dem Spechtforschung eine lange Tradition hat. In Hessen hat unser Altmeister Dieter Blume gelehrt und geforscht. Vor 10 Jahren hatten wir die Obstwiesen angeschaut, wo Kerstin Höntsch und Eva Rosmanith über den Kleinspecht gearbeitet hatten.
Gleich zu Beginn des Tagungsprogramms 2012 zeigen die Hessen erneut wie flexibel sie sind.
Oli Conz, der Gastgeber, managt das Fehlen eines Referenten, der sich mit der Bundesbahn nach Kelkheim getraut hat und gleich dafür bestraft wurde, sehr souverän: er zieht einen Tagungspunkt vor – Jos Mitteilung über den ersten Dreizehenspecht in NRW. Die wird in die Annalen des Spechttreffens eingehen als "die unglaubliche Geschichte des Jo Weiß’: Der erste gefundene Dreizehenspecht in NRW - leider tot – lässt uns durch Jos lebendiges, anschauliches Erzählen immer wieder lachen.
Einen weiteren Höhepunkt wird uns Dirk Tolkmitt vermelden. Der Abschied vom romantischen Bild des Wendehalses steht an, der nicht mehr Nachbar ist von Obstwiesen oder Heiden, sondern der zum Stadtbewohner mutiert; so geschehen in Leipzig. Dort ist er Nachbar der Messebesucher, der ICE Trasse und der BAB.
Die Kurzfassungen der Referate werden demnächst in der Vogelwelt erscheinen.
War der Samstag den Referaten vorbehalten, so führte uns Oli Conz am Sonntag zunächst in ‚seinen’ Spechtwald, den Wald am Rettersberg bei Kelkheim. Die Stadt Kelkheim hatte sich dort vor zehn Jahren für die Stilllegung eines größeren Waldstücks stark gemacht.
Sechs Spechtarten, Hohltaube, Rotmilan, Bechsteinfledermaus und Kolkrabe haben hier ihre Heimat gefunden.
Anschließend besuchten wir den 42 Hektar großen Wald bei Bad Homburg, wo Rolf Hennes seit 2005 seine Populationsstudien an Bunt- und Mittelspecht durchführt. Vor seiner Wohnung, auf dem Dach einer Garage unmittelbar am Park, hat er seine Fangstation.
Auch wenn wir den Eindruck eines Regenwalds mitnehmen, Rolfs
Forschungsgebiet hat uns trotzdem beeindruckt.
Ein kleiner Wermutstropfen war die Teilnehmerzahl: leider waren nicht so viele Spechtforscher und Spechtfreunde nach Kelkheim gekommen, wie durch wiederholtes Anschreiben gerufen wurden.
Ohne Zweifel hätten sich die Organisatoren mehr Zulauf gewünscht, nur deshalb lässt sich erklären, dass das ganze Julius-Leber-Haus gebucht wurde – und nun viel Fantasie gebraucht wird, um die Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro irgendwie zu decken.
Aber um Torsten Späth zu zitieren: „Der Torten sind genug gewechselt, lasst uns nun endlich Braten sehen.“ (Monitoring Diskussion)
Und bevor meine „Schreib-Diarrhoe“ (Hans-Heiner Bergmann, privat) noch länger andauert, schau ich mir lieber die Spechtgruppenfotos an.
Bis zum nächsten Mal also – wo eigentlich?
Und zum Schluss noch einmal allen (besonders Oli Conz, Rolf Hennes und im Hintergrund Kerstin Höntsch), die für das gute Gelingen der Tagung gesorgt haben ein HERZLICHES DANKESCHÖN!
KR & CP
Fotos © Susanne Kambor